Samstag, 7. Mai 2011

Knysna

Es regnet in Stroemen. Gestern nacht ist das Wetter umgeschlagen. Es stuermte gewaltig, Regen peitschte ans Fenster, so dass ich immer wieder aufwachte. Seither hat es nicht aufgehoert zu regnen.

Man kann nicht viel machen in Knysna wenn es regnet. Da bleibt nur Coffeeshop-Hopping, Internet-Cafe oder lesen.

Immerhin hatte ich am Vormittag eine von Eco Afrika Tours organisierte Township-Fuehrung mitgemacht. Ein Paerchen und ich waren die einzigen Teilnehmer, ich die einzige Touristin. Die andere Frau war Journalistin, die von ihrem Freund begleitet wurde. Sie schreibt einen Artikel ueber Knysna.

Ein Van fuhr uns in eine Township, steile Haenge hinauf ueber unbefestigte Strassen, das Wasser rann in Baechen neben dan Straesschen abwaerts. Links und rechts einfache Huetten aus Holz, das es in dieser Gegend massenhaft gibt. Viele Huetten haben kein fliessend Wasser, keine sanitaeren Einrichtungen. Andere Haeuser sind besser ausgestattet und verfuegen ueber Badezimmer und im besten Fall sogar ueber mehrere Zimmer. Innen drin ist alles einfachst eingerichtet, aermlich. Oft leben ganze Familien auf kleinen Raum.
Ein Fernseher fehlt allerdings selten.

Wir durften auch in einen kleinen Shop hineinspaehen, ein wenige Quadratmeter grosser Lebensmittelladen, der so ziemlich alles bot was man brauchte. Sie verkaufen ihre Waren billiger als im Ort unten und das wissen die Bewohner hier. Der Shop wird von Somaliern gefuehrt wie fast alle Shops in der Township. Sie sind alle irgendwie verbandelt.

Der LAdenbesitzer, jung, sicher nicht viel aelter als 26 erklaerte dass es ihnen hier in Knysna viel besser gehe als zu Hause in Somalia. In Knysna herrsche Frieden. Familie hat er keine, dafuer aber seinen Bruder, der neben ihm im Laden steht.

Wir besuchten ausserdem ein Kinderheim, das Babys und Kinder aus schwierigen Familien aufnimmt, etwa wenn die Eltern dem Drogenmissbrauch anheimgefallen sind. Es stimmte traurig all die Kinder ohne Eltern zu sehen, in einfachsten Verhaeltnissen lebend. Teddybaeren oder andere Spielsachen sah ich keine. Die Kinder besuchten eine Schule, erklaerte die Heimleiterin. Ihre Zukunft war ungewiss. Mit 18 muessen die Kinder das Heim verlassen und ihren eigenen Weg gehen.
Ein Segen gleichwohl dass es so ein Heim ueberhaupt gibt. Die Heimleiterin strahlte Waerme und Herzlichkeit aus wenn sie lachte.

Der Regen schleierte die Townships immer mehr ein, bald konnte man aus dem Auto nur noch wenige Meter weit sehen. Ein trueber Tag.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Nostalgie

"When I need love I just close my eyes and..."

Es regnet wieder. Ich hoere die Tropfen auf die grossen Sonnenschirme und das Blattwerk prasseln. Im Restaurant mit dem Namen "Nostalgie" trinke ich einen Grapetizer, das ist ein Grapefruitsaft mit Kohlensaeure, ohne Zusatz von Zucker.

Autos brummen vorbei. Die Terrasse des Restaurants geht zur Strasse hin raus, dessen Belebtheit in Wellen zu mir herueberschwappt.

Gitarrensongs schwelen in den Lautsprechern im Hintergrund. Rosa und pinke Bluemchen zieren den Tisch. Ich habe Straussensteak bestellt. Waehrend ich warte schreibe ich in mein schwarzes Moleskine Notizbuch.

Als Unterteller dienen alte Schallplatten. Schwarze Scheiben die durch den vielen Gebrauch glatt geschrunden sind: ihre Rillen nicht mehr fuehlbar.

Bin jetzt waehrend ich diesen Text schreibe, bereits wieder in meiner Unterkunft, dem Backpackers Paradise. Und kann nicht glauben dass jetzt der Song von Suzanne Vega "My name is Luca" aus den Lautsprechern schallt

Petrified Weeping Willow

Versteinerte Trauerweide heisst eine Formation in der Kalksteingrotte "Cango Caves", unweit von Oudtshoorn. Die Trauerweide ist jahrtausende Jahre alt und sieht aus wie ein versteinerter Wasserfall, oder wie ein Vorhang mit vielen tiefen Falten darin.

Die Grotte ist ein Maerchenland, kristallener Zauber, unwirkliche Figuren aus Tropfstein, Stalagtiten und Stalagmiten.

Vielleicht leben hier Grottenfeen oder aehnliche Fabelwesen. Man kann sich das gut vorstellen an diesem Ort wie aus Tausend und einer Nacht.

Vogel Strauss

Unglaublich aber wahr: ich bin heute auf einem Straussen geritten. Oudtshoorn ist beruehmt fuer seine Straussenfarmen. Eine der Farmen war ich besuchen.

Diese Riesenvoegel koennen sehr schnell werden. In freier Wildnis bis zu ueber 70 km/h. Ich hielt mich, wie mir geheissen wurde, an den Fluegeln fest. Das Tier rannte los und ich konnte gar nicht so schnell denken wie der Strauss ploetzlich raste, wusste nicht wie mir geschieht. Nur wenige Sekunden dauerte der Ritt bis die Helfer mir wieder auf den Boden halfen. So ein Vogelruecken fuehlt sich weich an und verursacht ein fremdes, aber angenehmes Gefuehl im Magen.

Zum Abendessen bestellte ich Straussensteak, das schmeckte hervorragend: eine Mischung aus Rind und Truthahn. Dazu gabs Gemuese und Suesskartoffeln, koestlich.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Route 60 und 62

Heute war ich "on the road", mit dem gemieteten Polo Vivo brach ich heute morgen frueh auf, kurz nach acht Uhr, und fuhr bis nach Oudtshoorn.

Hatte mich fuer die interessantere Strecke durchs Landesinnere entschieden, fuhr die N1 bis nach Worcester, dann die Route 60 durch eine prairie-artige Huegellandschaft nach Robertson. Dort legte ich wie von Lollie und Skollie empfohlen - bei Skollie und Lolloie war ich fuer eine Nacht in Stellenbosch Gast - eine Pause ein. Schlenderte durch die Hauptstrasse, schluerfte einen Cappuccino in einem kleinen, netten Coffee Shop. Zog weiter und betrat einen der vielen Antik-Laeden, besuchte eine Bildergalerie - tolle farbige Bilder - zu gross und zu teuer als dass ich haette kaufen wollen: spaeter goennte ich mir einen fruehen Mittagssnack, ein SAndwich mit Salat. Dann weiter nach Montagu, ein Bergdorf, mit den vielen viktorianischen Haesern bezaubernd. Dann wurde es Zeit dass ich weiterkam. Es war bereits nach 1 Uhr und ich hatte die groesste Strecke noch vor mir. Musste ja zusehen dass ich noch vor Einbruch der Daemmering Oudtshoorn erreichte.

Der eigentliche Roadtrip begann.
Ich lernte schnell, dass wie das Prinzip funktionierte. Alles einspurig. Allerdings gilt es immer zu fahren als gaebe es drei Spuren. Will ein Fahrzeug ueberholen, so ueberholt es, ob nun ein Auto entgegenkommt oder nicht. Wird man ueberholt, so hat man halb auf den Seitenstreifen zu fahren, und das entgegenkommende Auto gleichermassen. Somit bleibt genug Platz fuer den Ueberholer. Das klappt hervorragend. Es gab im Grunde nie irgendeinen Stau oder Auflauf hinter einem Lastwagen. Man ueberholte einfach, nach dem Motto "ab durch die Mitte". Man muss ziemlich aufpassen hier.

Nach Montagu aber wurde alles sehr entspannt, ich war so gut wie die einzige auf der Route 62 die durch eine Art Halbwueste fuehrt. Wunderschoene Landschaften, Huegel und Berge, kilometerweit kein Auto zu sehen, nur eine staubige Strasse, Strommasten zogen sich am linken Strassenmrand entlang zogen das netz in den blauben Himmel. Meine Bluse klebte am Ruecksitz, durch die halb offene FEnsterscheibe brauste der Fahrtwind aber der kuehlte kaum.

Ich merkte wie ich muede wurde. Das Radio funktionierte gar nicht, kein Empfang hier im Nirgendwo: also sang ich selbst. Erst Suzanne Vega, "Tom"s Diner" und "My name is Luca". Dann erfand ich meine eigene Melodie und ersann dazu einen Song-Text. Ein tolles Lied, fand ich und stellte mir vor wie ich mit meinem eigenen Song auf der Buehne auftreten wuerde irgendwann.
Ich war wieder hellwach. Die Zeit verging wie im Flug.

Dann, irgendwann, am sehr spaeten Nachmittag erreichte ich Oudtshoorn.

Dienstag, 3. Mai 2011

Stellenbosch

Heute mittag Stellenbosch erreicht. Die Fahrt war kurz, aber heiss, das Auto ist nicht mit Klimaanlage ausgestattet und trotzdem es in Suedafrika derzeit Herbst ist wird es tagsueber wenn die Sonne scheint sehr warm.

Stellenbosch liegt inmitten von Weinbergen. Die huegelige Landschaft erinnert mich ans Markgraefler Land.

Fuhr ein wenig durch die Gegend, kehrte zweimal ein, einmal ins Weingut Tokara, nur wenige Kilometer von Stellenbosch entfernt. Dann eine Stunde spaeter in die Berryfarm, wo sie wie der Name schin verraet alle moeglichen Sorten an Beeren anbauen und alle moeglichen Produkte daraus herstellen: Himbeer-, Bromber-, Erdbeer- Quittenmarmelade, -likoer, saucen und mehr. Man kann im Garten Tee mit frischen Beeren-Muffins bestellen, oder Scones, dabei eine grandiose Sicht auf die Landschaft geniessen.
Weiss bluehende Rosenbuesche saeumen die Terrasse.

Montag, 2. Mai 2011

Noch eine Nacht in Kapstadt

Morgen reise ich dann weiter nach Stellenbosch, eine Universitätsstadt. Stellenbosch ist vor allem für seine Wein berühmt. Bekannte, die in Stellenbosch zu Hause sind, haben mich eingeladen eine Nacht zu bleiben. Habe mir ein Auto gemietet für diese und die ganze nächste Woche.

Robben Island

Heute mit der Fähre nach Robben Island übergesetzt und per geführter Tour die Gefaengnisanlagen angesehen. So lange ist es noch gar nicht her, dass das Apartheitregime herrschte und politische Gegner wie Nelsen Mandela auf Robben Island eingesperrt waren. Mandela verbrachte 18Jahre im Gefängnis.

Es mutet grotesk an, dass ehemalige Haeftlinge durch die Anlagen führen und über den Gefängnisalltag und -Grausamkeiten die sie selbst erlebt haben, berichten. Diese Menschen tun das nicht wirklich weil sie das tun wollen, sondern weil sie sich als Tourguide einen Job sichern können. Die Arbeitslosigkeit in Südafrika liegt bei über 40 Prozent.

Der Besuch auf Robben Island machte traurig, nachdenklich, beschämte. Man kann einfach nicht begreifen, warum Menschen andere Menschen so grausam behandeln.

Am Ende der Tour rief der Guide zur Versöhnung auf. Wir müssen vergeben, und keine Rache üben wollen.

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