Gerade noch einen Grapetizer bestellt. Sitze im Nina's, einem Coffee Shop unweit von Cristal Cove meiner Backpacker's Unterkunft. An den Waenden haengen Surfboards, lange und kurze, eindeutig gebrauchte, und Bilder von Jeffreys Bay, Gemaelde und Fotografien. Man kann die Kunstwerke kaeuflich erwerben. Preisetiketten kleben unterhalb der Bilder.
Das Nina's hat einen fantastischen Cappuccino, den ich mir jeden morgen als take away hole. Jetzt wird es allmaehlich dunkel. Werde bald zahlen und vom Spar nebenan noch Wasser kaufen, dann zurueck zu Cristal Cove schlendern, eventuell noch einmal kurz zum Stran runtergehen, aufs Wasser sehen.
Spaeter ein Bier trinken, ein Castle oder ein Windhoek.
yvelor - 27. Mär, 18:26
Heute mit Dave eine Einzelstunde genossen. Der Wind blies vom Land her, offshore, optimale Surfbedingungen.
Es war richtig hartes Training, aber super. Er nahm mich mit bis ins Line Up, hinter der sogenannten "impact zone", wo die Wellen brechen.
Er wies mich an schraeg nach vorne reinzupaddeln, dann das Board in die Richtung, in die die Wellen hinrollten, zu bringen und loszupaddeln, zu paddeln was das Zeug haelt. "paddle, paddle, paddle." Als ich so ploetzlich auf der Welle sitze und einen Meter nach unten schauen, bin ich so erstaunt, dass ich aufhoere zu paddeln, viel zu frueh, die Welle rollte unter mir durch, hab sie verpasst. Noch ein Versuch, schraeg in die Tiefe des riesigen Meeres, hinein, die Welle tuermt sich auf, "paddle, paddle, paddle", sie nimmt mich mit, ich hoere nur Rauchen und fuehle die Geschwindigkeit, wow, okay, jetzt bloss keinen " nose dive" hinlegen, d.h. mit der Nase des Boards nach vorne ins Wasser eintauchen, das geht, indem man den Oberkoerper steil nach oben reckt, und jetzt aufs Board springen, am besten ohne das Knie zu benutzen, juhuuu. Und dann, dann zum Strand sausen, balancieren, nach links, nach rechts drehen, juhuu. Und wenn dann die Welle stirbt, dann sich behutsam aufs Brett gleiten lassen, umdrehen und wieder rauspaddeln.
Obwohl die Wellen klein und harmlos waren, hatte ich einen heiden Respekt, jedoch keine Angst. Mir kamen die Wellen sehr wohl riesig vor. Dave meinte nur, das ist "childs play", gar nichts..
Das Kinderspiel ist mir gerade Herausforderung genug. Surfen ist sowas schoenes. :-)
yvelor - 27. Mär, 17:42
Als wir gestern abend so an der hauseigenen Bar bei einem Coktail sassen, ich probierte die Neu-Kreation "35 Seconds", benannt nach meinem freien Fall, der 35 Sekunden dauerte beim Fallschirmspringen am Dienstag, ein Drink mit Passionsfrucht, Ananassaft, Malibu und Batida, fruchtig frisch und leicht, voll im Geschmack, als wir also so bei diesem Cocktail sassen, zwei deutsche Maedels und ich, sagte Gary mit Blick auf das schlechte Wetter und die miserablen Surfbedingungen, "du musst entspannt bleiben, es nehmen wie es kommt. Das Wetter und die Surfbedingungen lassen sich nicht zwingen." Sobald man zu sehr wolle, unbedingt die perfekten Wellen herbeirufe, werden sie nicht kommen. Bleibt man entspannt und hegt keinerlei Erwartungen, werden sie kommen. "If you relax, they will come, they will come". Waehrend Gary das sagt, wirkt er voellig "relaxed", wie nur erfahrene Surfer wirken koennen.
Gary gehoert zu den Surfhippies, die damals vor vielleicht 30 Jahren, als hier noch nichts los war, kein Ort, keine Haeuser, keine Shops, nur Duenen, Buschwerk, Strand und das Meer, damals in den Duenen campten, und allein fuer das Surfen lebten. Sie hatten stundenlang, tagelang aufs Meer geschaut und es zu lesen versucht, ueber viele Tage, Monate, und Jahre lernten sie das Meer kennen, und sicherlich kamen sie ein kleines Stueckchen der Wahrheit naeher, nach der wir doch irgendwie alle suchen..?
Entspannen und es nehmen wie es kommt, dann wird man reich beschenkt, was fuer eine Weisheit.
Ich hatte heute einen langen Spaziergang am Strand gemacht. Ich hatte Glueck, dass es in der Zeit, in der ich unterwegs war, nicht regnete, spaeter schuettete es wieder. Der Wind weiterhin stark onshore.
Hatte den Tag auch genutzt in verschiedene Laeden zu gehen und Neoprenanzuege anzuprobieren. Wer das Anprobieren von ganz normalen Klamotten etwa beschwerlich findet, der sollte unbedingt diese Uebung mit 6 Neoprenanzuegen in einer warmen, stickigen Umkleide durchfuehren. :-) Ich stand da wie ein Fisch auf dem trockenen.. und betrachtete mich so in dem Spiegel.
Noch habe ich nicht gekauft, habe aber immerhin einen Favoriten, den ich mir eventuell morgen oder uebermorgen kaufen werde.
yvelor - 24. Mär, 17:09
David hatte recht behalten: it was much better today. Der Wind hatte sich ueber Nacht fast gelegt, es ging nur ein maessiger Wind. Die Wellen rollten sanft heran, waren klein und freundlich, brachen sich aber dennoch mit genug Kraft, um mit ihnen reiten zu koennen. Die besten Bedingungen fuer uns Anfaenger.
Der "Pop-up", also das Aufspringen aufs Board, klappte ganz gut; ich stand mehrmals. Hatte auch schon ein besseres Gefuehl fuer mein Board, ein 7'6ft Board, konnte es viel besser steuern beim Paddeln nach draussen oder in die Welle hinein als gestern.
Meine Oberarm- und Rueckenmuskeln spuere ich jetzt allerdings bei jeder Bewegung. Auch die Beine schwer.
Meine Mitbewohnerinnen, 2 deutsche Maedels, mit denen ich Kueche und Wohnraum teilte, sind heute abgereist. Ein wenig bedaure ich, dass sie nicht mehr da sind, waren es doch 2 ganz liebe, mit denen ich viel geredet und Zeit verbracht hatte. Unterwegs sein, heisst staendig auch Abschied nehmen, andere reisen weiter, oder man selbst wird weiterziehen dann. Und nur vielleicht gibt es ein Wiedersehen.
ich hoere das Meer rauschen, es ist so weit, und immer da.
yvelor - 22. Mär, 18:04
Heute zum ersten Mal surfen gewesen, seitdem ich hier angekommen bin.
Die Bedingungen waren eher unguenstig. Der Wind blies zwar offshore, leider viel zu stark, so dass es fuer uns Anfaenger ein harter Kampf mit dem Surfboard und dem Wind wurde. Gleich beim ersten Rauspaddeln gerieten wir in eine Stroemung, die uns nach Osten trug. Es hiess wieder reinpaddeln so schnell und gut es eben ging. "Paddle in" rief David, der Surflehrer. Mehr Armmuskeln haetten mir geholfen. Meine Arme schmerzten. Ich schaffte es nach einer halben Ewigkeit, so schien es mir, wieder rein zum Strand. Erschoepft.
Spaeter uebten wir im Weisswasser die richtige Technik fuer das Aufspringen aufs Board.
gegen Abend liess der Wind nach. Ich hoffe auf bessere Surfbedingungen morgen.
"It's gonna be much better tomorrow", beschwoert David.
Der starke Wind, der heute, auch die letzten Tage schon herrschte, wird, so Gary, einen grossen Swell in den kommenden Tagen bringen...
Cristal meinte, es zieht ein Tief herein.
yvelor - 21. Mär, 18:15
Die englische Sprache haelt ein sehr viel poetischeres, weicheres, und ich finde, schoeneres Bild bereit fuer das, was wir im Deutschen Fallschirmspringen nennen. Skydiving heisst so viel wie im Himmel tauchen. Heute tauchte ich, Yvonne, durch den Himmel...
ich erlebte etwas, was ich kaum mit Worten fassen kann.
Alles fing gestern mit der schlichten Frage an, die Gary mir auf der Autofahrt vom Flughafen von Port Elizabeth nach Jeffrey's Bay stellte: Bist du schon mal Fallschirm gesprungen? Gary gehoert das Surfcamp in Jeffreys Bay, wo ichnuntergebracht bin, zusammen mit seiner Frau Cristal und seinem Sohn David. Ich verstand die Frage erst nicht. Er wiederholte sie, und setzte hinzu: du musst das unbedingt ausprobieren.
Gleich am folgenden Tag plaNten David mit weiteren Gaesten den Ausflug nach Plettenberg wo man einen Tandemsprung machen koenne.
Ich war vom langen Flug und dem wenigen Schlaf so uebermuedet, dass mir alles unwirklich schien. "ja, warum nicht", ich war zu meiner eigenen Ueberraschung sehr aufgeschlossen fuer diesen Vorschlag.
Noch immer begreife ich nicht ganz, dass ich tatsaechlich aus einem Flugzeug gesprungen bin, wo ich doch immer sagte, dass ich so etwas ganz bestimmt nie machen wuerde, nie.
Es war unglaublich. Unbeschreiblich. Unwahrscheinlich.
yvelor - 20. Mär, 18:18